Muslimfeindlichkeit Bericht 2023

Muslimfeindlichkeit

Muslimfeindlichkeit Bericht – Eine deutsche Bilanz 2023

Laut einem aktuellen Bericht stimmt jeder zweite Deutsche muslimfeindlichen Aussagen zu. Dieses alarmierende Ergebnis hat den Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM) dazu veranlasst, eine Reihe von Empfehlungen zur Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit in Deutschland zu erarbeiten.

Bundesbeauftragter für die Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit

Eine der Hauptempfehlungen des EUM ist die Ernennung eines Bundesbeauftragten für die Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit. Dieser sollte von einem Expertenrat unterstützt werden, der die Öffentlichkeit unabhängig und regelmäßig informiert.

Muslimfeindlichkeit als weit verbreitetes Phänomen

Die Experten des UEM definieren Muslimfeindlichkeit als die Zuschreibung negativer und bedrohlicher Eigenschaften gegenüber Muslimen und als muslimisch wahrgenommenen Menschen. Diese Form der Diskriminierung ist weit verbreitet und führt zu wiederkehrenden und belastenden Erfahrungen für die Betroffenen.

Strategie zur Förderung der Teilhabe von Muslimen

Der UEM empfiehlt der Bundesregierung, eine Strategie zur Förderung der Teilhabe von Menschen mit muslimischen Identitätsbezügen in allen staatlichen Einrichtungen zu entwickeln. Dazu gehören bindende Zielvorgaben, Öffentlichkeitsarbeit und gezielte Kampagnen.

Fortbildungen zur Sensibilisierung für Muslimfeindlichkeit

Der UEM schlägt vor, rassismuskritische, diversitäts- und religionssensible Fort- und Weiterbildungen in allen staatlichen Einrichtungen zu etablieren. Diese Fortbildungen sollten insbesondere für Muslimfeindlichkeit und institutionelle Formen von Rassismus sensibilisieren.

Bundesinnenministerin verspricht intensive Beschäftigung mit dem Bericht

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat versprochen, sich intensiv mit dem Bericht zu beschäftigen. Sie betont, dass muslimisches Leben selbstverständlich zu Deutschland gehört und alle die gleichen Chancen und Rechte haben sollten.

Einführung und Definition von Muslimfeindlichkeit

Der Bericht beginnt mit einer Definition von Muslimfeindlichkeit, die als Zuschreibung pauschaler, weitgehend unveränderlicher, rückständiger und bedrohlicher Eigenschaften gegenüber Muslim*innen und als muslimisch wahrgenommenen Menschen verstanden wird. Diese Zuschreibungen führen zu vielschichtigen gesellschaftlichen Ausgrenzungs- und Diskriminierungsprozessen. Diese können diskursiv, individuell, institutionell oder strukturell erfolgen und bis hin zur Anwendung von Gewalt reichen.

Gleichberechtigte Teilhabe: Auftrag und Lebensgrundlage des demokratischen Rechtsstaats 

Die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am demokratischen Rechtsstaat ist ein zentraler Auftrag und eine weitgehend geteilte Erwartung in Gesellschaft und staatlichen Institutionen. Dies gilt auch für die muslimische Bevölkerung, eine der am meisten unter Druck stehenden Minderheiten im Land. Es besteht jedoch eine Leerstelle in Bezug auf die Gleichstellung und -behandlung von Muslimen.

Muslimfeindlichkeit: Definition und Auswirkungen

Muslimfeindlichkeit wird als sozialpsychologische Dimension definiert, die sich auf Vorurteile und die Abwertung von Muslimen bezieht. Sie kann sich auch gegen den Islam als Religion richten und damit mittelbar auch gegen Muslime und jene, die als solche wahrgenommen werden. Darüber hinaus existieren institutionelle und strukturelle Probleme einer (oftmals unbewussten) Diskriminierung und Abwertung, die als Antimuslimischer Rassismus (AMR) bezeichnet werden.

Muslimfeindlichkeit in der deutschen Gesellschaft 

Der Bericht zeigt, dass Muslimfeindlichkeit in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung verbreitet ist und sich seit vielen Jahren auf einem beständig hohen Niveau hält. Etwa jede*r Zweite in Deutschland stimmt muslimfeindlichen Aussagen zu. Besonders problematisch ist die Gleichsetzung von muslimischer Frömmigkeit mit Fundamentalismus, die mit massiver Ablehnung religiöser Ausdrucksweisen von Muslimen einhergeht und sogar mit der Bereitschaft, Grundrechtseinschränkungen im Bereich der Religionsfreiheit für Muslime zu befürworten und ihnen das Recht auf gleiche Teilhabe abzuerkennen.

Diskriminierungserfahrungen von Muslimen 

Der Bericht hebt hervor, dass Muslime vielfältige gesellschaftliche Diskriminierungserfahrungen auf einem insgesamt hohen Niveau machen. Insbesondere kopftuchtragende Frauen berichten von besonders drastischen Formen von Anfeindungen. Diskriminierung erleben die Betroffenen zumeist an Orten verstärkter gesellschaftlicher Interaktion und Teilhabe, wie dem allgemeinen öffentlichen Raum, Bildung, Arbeitswelt und Wohnungsmarkt.

Handlungsempfehlungen und Zielgruppen des Berichts 

Der UEM hat in einer Arbeitsphase von zweieinhalb Jahren konkrete Problemlagen der Muslimfeindlichkeit in wichtigen Bereichen von Politik, Bildung, Medien, Kultur, Justiz, Verwaltung und Alltagsleben identifiziert, analysiert und Handlungsempfehlungen formuliert. Der Bericht richtet sich an alle Menschen und Organisationen im Land, im Sinne einer erforderlichen politischen Bildung auf allen Ebenen.

Muslimfeindlichkeit: Ein (un-)sichtbares und reales Problem für alle

Die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am demokratischen Rechtsstaat ist ein zentraler Auftrag und eine weitgehend geteilte Erwartung in Gesellschaft und staatlichen Institutionen. Dies gilt auch für die muslimische Bevölkerung, eine der am meisten unter Druck stehenden Minderheiten im Land. Es besteht jedoch eine Leerstelle in Bezug auf die Gleichstellung und -behandlung von Muslimen.

Ziele des Unabhängigen Expertenkreises Muslimfeindlichkeit 

Der UEM hat sich zum Ziel gesetzt, ein bisher wenig beachtetes und ebenso kaum erforschtes Phänomen in seinen offenen und subtilen Erscheinungsformen sowie Wirkungsweisen beschreibbar zu machen. Außerdem soll deutlich werden, weshalb Muslimfeindlichkeit als ein gesamtgesellschaftliches Problem zu begreifen ist – und nicht nur ein Problem für die Betroffenen darstellt.

Diskurs um Islamkritik

Ein weiteres Schlagwort im Diskurs über Islam und Muslime ist das der Islamkritik. Zahlreiche Experten werden im öffentlichen Diskurs als Islamkritiker bezeichnet, wenn sie Kritik an der Religion oder auch an bestimmten Ausprägungen wie dem Salafismus oder an der religiösen Praxis bestimmter Muslime üben. Trotz der Vagheit des Begriffs Islamkritik kann die Zulässigkeit von Kritik an bestimmten islamisch legitimierten Ausdrucksformen oder Handlungen nicht verneint werden.

Islamstereotyp und Islamfeindbild

Mithilfe einer Feindbild- und Diskursforschung, die vor allem Texte untersucht, lassen sich Erkenntnisse über die Qualität öffentlich zirkulierender Islambilder gewinnen. Diese sind für die Frage nach der Entstehung antimuslimischer Einstellungen und deren gesellschaftlichen Kontexten von zentraler Bedeutung. Feindbilder sind immer negativ aufgeladen und konstruieren Gegnerschaften, indem sie komplexe gesellschaftliche Beziehungen in ein simples „Freund-Feind-Schema“ ordnen.

Faktoren der Muslimfeindlichkeit

Die Verwendung des Begriffs Islamophobie stellt individuelle Einstellungen in den Mittelpunkt, die mit etablierten Frage-Items und statistischen Verfahren wissenschaftlich ermittelt werden können. Es zeigt sich, dass ältere Personen, Personen mit niedrigem Bildungsniveau sowie Personen, die sich stark mit dem christlichen Glauben identifizieren, eine signifikant höhere Feindseligkeit aufweisen. Nachhaltige Kontakte zu Muslimen wirken dagegen vorurteilsreduzierend.

Die Rolle der Medien

In modernen Gesellschaften werden Islambilder vor allem durch die Medien vermittelt. Um sie zu analysieren, greifen einschlägige Arbeiten der Medien- und Kommunikationswissenschaft auf die Grundbegriffe Stereotyp und Feindbild zurück. Während es sich bei Stereotypen um sozial geteilte Pauschalurteile handelt, die auch positive Konnotationen tragen können (z. B. bei orientalistischen Exotisierungen wie dem Bauchtanz), sind Feindbilder immer negativ aufgeladen. Sie konstruieren Gegnerschaften, indem sie komplexe gesellschaftliche Beziehungen in ein simples „Freund-Feind-Schema“ ordnen.

Instrumentalisierung von Muslimfeindlichkeit

Muslimfeindlichkeit ist ein weltweit verbreitetes Phänomen, das sich durch bestimmte Bild- und Diskursstrukturen auszeichnet und von verschiedenen Akteuren – Individuen, Gruppen und Institutionen – in den unterschiedlichsten Bereichen verbreitet wird. Dies führt zu Diskriminierungen im Alltag. Bei der Frage nach der instrumentellen Nutzung von Muslimfeindlichkeit denkt man unwillkürlich an rechtsextreme, fremdenfeindliche, aber auch an politische Institutionen im Zusammenhang mit strukturellem Rassismus. Beispiele zeigen, dass auch Muslime selbst und hier insbesondere islamistische Akteure den Vorwurf der Muslimfeindlichkeit unter umgekehrten Vorzeichen – als vermeintliche Verteidigung des Islam – instrumentalisieren können. An die Stelle des pauschalen Negativbildes des Islam tritt der nicht minder pauschale Vorwurf der Muslimfeindlichkeit des Westens. Islamistische Akteure werden so zu Mitkonstrukteuren eines vermeintlichen islamisch-westlichen Kultur- und Religionskampfes im globalen Maßstab mit konkreten Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Ziel und Definition des Berichts

Der Bericht zielt darauf ab, auf der Grundlage empirisch fundierter Analysen geeignete Handlungsempfehlungen zur Reduzierung oder Prävention von Muslimfeindlichkeit zu formulieren. Der UEM definiert Muslimfeindlichkeit als die Zuschreibung pauschaler, weitestgehend unveränderbarer, rückständiger und bedrohlicher Eigenschaften gegenüber Muslimen und als muslimisch wahrgenommenen Menschen. Dies führt zu vielschichtigen gesellschaftlichen Ausgrenzungs- und Diskriminierungsprozessen.

Hier ist der vollständige Bericht des Unabhängigen Expertenkreises Muslimfeindlichkeit.